2005 - Michael Herold

Michael Herold – 5. Darmstädter Stadtfotograf

22.05.2005

Das Projekt der Werkbundakademie Darmstadt, Architektur- und Stadtfotografie am Beispiel dieser Stadt, ist mit den Arbeiten Michael Herolds um eine Variante reicher. Herold interessieren in erster Linie die Menschen in ihrer urbanen Vielfalt, denen er im öffentlichen Stadtraum oder in halböffentlichen Situationen begegnet ist. Zufällig, aber auch gesucht und manchmal sogar verabredet. Die gebaute Stadt, die Architekturen werden dabei zum Rahmen, zur Bühne, zum Anlass, zum Hintergrund.

Beides, Mensch und Stadt, zählt bei Michael Herold gleichermaßen und nur zusammen werden daraus sorgfältig komponierte Bilder. Beide Aspekte wirken aufeinander ein und bilden eine Ganzheit. Es sind keine Schnappschüsse, keine Reportagen, keine bloßen Erinnerungsfotos. Es sind Metaphern urbaner Vielfalt, Besonderheit, Überraschung, manchmal Exotik. Und gleichzeitig sind es Bilder aus Darmstadt, mit bekannten und typischen Gebäuden, Strassen oder Plätzen. Oft sind die Orte aber auch nur für den Ortskundigen identifizierbar. Ein Zaun, ein Parkbaum, ein Kiosk, ein Schild oder ähnliches müssen genügen. Eine Stadt besteht nicht so sehr aus den Besonderheiten, sondern aus der Unzahl normaler, unauffälliger, vielleicht banaler Details. Lebendig wird all das durch die Menschen, die die Stadt nutzen, ihren Geschäften, Pflichten oder Vergnügungen nachgehen, die Stadt in einem ganz ursprünglichen Sinne bewohnen. Michael Herold vermittelt mit seinen Bildern das zufällige Glück der Begegnungen, die eben nur in einer Stadt - wie Darmstadt - möglich sind.

Oder diese Bilder bedeuten auch, seht nur her, es gibt sie, die Stadtbürger, sie sind keine statistische Größe, sondern sie zusammen bilden den Kern, die Seele, die Lebenswelten, unabhängig davon, was jeder einzelne zur Stadt beiträgt - Geschäftsleute, Museumsleiterin, Hundehalter, Vater und Mutter, Student, Künstler, Soldat, Pfarrer, Bürgermeister, usw.Die Herkunft Michael Herolds, die Jugend im kolumbianischen Bogata, die frühen Reisen dort im Lande werden zu dieser Sichtweise einiges beigetragen haben. Das Gespür für das Urbane, das allen Bauten erst Leben gibt. Die Sensibilität aber auch für soziale Unterschiede und Probleme, für ungleich verteiltes Glück und Lasten. Jede Stadt ist ein Kosmos des Menschlichen, und man kann es ihn mit genau beobachtender Fotografie zeigen.