Neubeginn in Darmstadt

Erst nach den beiden Weltkriegen besinnt sich der Deutsche Werkbund wieder auf Darmstadt. So erinnert Bundespräsident Theodor Heuss, ehemals Geschäftsführer des Werkbunds, auf einer Werkbundtagung 1951 in Stuttgart an die Anfänge auf der Mathildenhöhe:

„1901 war in Darmstadt auf der Mathildenhöhe das, wie es kühn sich nannte, „Dokument deutscher Kunst“ hingestellt worden. Als junge Burschen von 17 Jahren wanderten wir dorthin wie zu einem neuen Mekka. (...) Dort war, vor eben fünfzig Jahren, durch die Initiative des Großherzogs Ernst Ludwig einer individuellen Künstlerrevolte die große Chance gegeben. (...) Hier allein, so schien es wohl einer Zeit des wachsenden Reichtums, ließen sich die entscheidenden Probleme demonstrieren und sinnhaft modellieren.“ Theodor Heuss, 1951

Mit der Folge der "Darmstädter Gespräche" beginnt 1950 in Darmstadt eine bundesweit beachtete Veranstaltungsreihe, in der die kulturellen Leitbilder und die ethische Fundierung der neuen demokratischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert werden. Prägend für die Gespräche sind vor allem Mitglieder des Deutschen Werkbunds, darunter der Werkbundvorsitzende Hans Schwippert und Otto Bartning. Bartning, der auf Einladung der Stadt im Ernst-Ludwig-Haus wohnt, festigt den Kontakt zwischen Darmstadt und dem Deutschen Werkbund durch vielfältige Aktivitäten. Wichtig werden nun auch die Verbindungen zur Politik: Nicht nur die zu Theodor Heuss, der Schirmherr der Darmstädter Gespräche wird. Auch der Darmstädter Oberbürgermeister Ludwig Engel und Prinz Ludwig, Sohn Ernst Ludwigs, sind Mitglieder und Förderer des Deutschen Werkbunds. Prinz Ludwig wird 1961 Vorsitzender des Landesverbands Hessen.

1951 ist das 2. Darmstädter Gespräch „Mensch und Raum“ dem Wiederaufbau der zerstörten Städte und der Zukunft der Architektur gewidmet. Nach einer Begleitausstellung von Entwürfen prominenter Architekten entstehen in Darmstadt die sogenannten „Meisterbauten“, so zum Beispiel die Georg-Büchner-Schule von Hans Schwippert, das Ludwig-Georgs-Gymnasium von Max Taut, die Frauenklinik von Otto Bartning und das Ledigenwohnheim von Ernst Neufert. In der Folge des 3. Darmstädter Gesprächs „Mensch und Technik“ werden in Darmstadt eine Reihe neuer Institute gegründet, die sich der modernen Industrieform widmen: 1952 Institut für Neue Technische Form im Ernst-Ludwig-Haus, die Leitung übernimmt Gotthold Schneider. 1953 Rat für Formgebung, beschlossen vom Deutschen Bundestag nach einer Gesetzesinitiative der SPD-Fraktion. 1960 Bauhausarchiv im Ernst-Ludwig-Haus. 1970 folgt der Umzug nach Berlin in einen von Walter Gropius entworfenen Neubau. 1971 zieht in diese Räume des Ernst-Ludwig-Hauses die Geschäftsstelle des Deutschen Werkbunds ein.