2012 - Anastasia Hermann

Anastasia Hermann - 9. Darmstädter Stadtfotografin

01.01.2012

Setzte sich auseinander mit dem von der Werkbundakademie gestellten Thema: 'Gemeinschaftlich wohnen'. Die 1984 geborene Anastasia Hermann studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt mit dem Schwerpunkt Fotografie. Ihr Diplom erwarb sie dort im Jahr 2010. Ihr Professor und Mentor, der Fotograf Dieter Leistner charakterisiert seine ehemalige Studentin in einem kleinen Essai, er schreibt:

"Anastasia Hermann studierte in Würzburg und glänzte gerne durch Abwesenheit. Ab und zu kam sie in eine Lehrveranstaltung und brachte neue beeindruckende Bilder aus entlegenen Gebieten mit: Im zweiten Semester war sie unter anderem bereits in der Nähe des Polarkreises und in Tschernobyl gewesen. Sie hatte Bilder von Nordlichtern, düsteren Straßenzügen und verlassenen Gebäuden im Gepäck. Im dritten Semester gab es daraufhin erst einmal: ein Reiseverbot! Denn ein kontinuierliches Arbeiten, Korrekturen und der für das Studium wesentliche Austausch mit anderen Studenten war so nicht möglich. Sie fügte sich ein und entwickelte ihren Stil. Mittlerweile hatte sie ihr Herz für die Architekturfotografie entdeckt. Erfahrungen aus dem Studium und die Arbeit bei Zooey Braun in Stuttgart, einem der erfolgreichsten Architekturfotografen, waren dann auch die Grundlage für ihre großartige Abschlussarbeit. Sie reiste wieder und fotografierte in zahlreichen Städten Deutschlands 'unbewusste Orte': eine in technischer Perfektion analog mit einer Großbildkamera ausgeführte Auseinandersetzung mit der Gesichtslosigkeit deutscher Großstädte. Diese Arbeit war die Grundlage für ihre Nominierung zur Darmstädter Stadtfotografin. Nach ihrer Mitarbeit beim Berliner Architekturfotografen Werner Huthmacher ist sie jetzt selbstständig tätig und fotografiert ebenfalls vorwiegend Architektur. Da die Häuser nicht vorbeikommen, reist sie natürlich wieder - und kommt mit neuen beeindruckenden Bildern immer wieder auch in Würzburg vorbei." Soweit die Eindrücke von Professor Dieter Leistner.

Zu den Wegbereiterinnen eines ökologisch und sozial verträglichen Bauens gehört neben Städten wie Freiburg, Tübingen, Bielefeld und Hamburg auch Darmstadt. Ihre Initiatoren und Projektbetreiber verbindet der Mut zum Experiment, um alternative Wohn- und Lebensformen zu erproben. Dabei strahlen die baulichen und sozialen Neuerungen oft auch in die jeweiligen Stadtviertel aus: Während die gemeinschaftlichen Siedlungsbauten ihre Umgebung gestalten und prägen, mischen sich ihre BewohnerInnen nachbarschaftlich ein und bereichern so gleichermaßen die Stadt- wie die Baukultur. Eindrucksvolle Einblicke in die Qualitäten dieser Wohnprojekte gewähren die Fotografien von Anastasia Hermann, die, im Frühjahr 2012 den eingeladenen Wettbewerb zum Darmstädter Stadtfotografen gewonnen hat. Mehrere Monate begleitete sie mit der Kamera den Wohn-, Arbeits- und Lebensalltag an insgesamt acht unterschiedlichen Örtlichkeiten in Darmstadt und der näheren Umgebung.

Die Aufnahmen von Frau Hermann entstanden zunächst in den energieeffizienten, barrierearmen und generationenübergreifenden Darmstädter Siedlungsbauten WohnSinn und Wohnart 3. Von dort richtete sich ihr Blick auf die erfolgreiche Arbeit der "Sozialen Stadt" in der Hochhaussiedlung Kranichstein. Anschließend besuchte sie das Ginkgohaus im benachbarten Langen und das Alte Forsthaus in Seeheim-Jugenheim, um von dort ihr Interesse weiter zu lenken auf den therapeutischen Alltag im Hofgut Oberfeld und in der Heydenmühle. Schließlich machte sie einen Abstecher nach Frankfurt, um dort die gelungene und mehrfach prämierte Wohnanlage des Scheffelhofs fotografisch zu dokumentieren. Im Fokus ihrer Arbeit standen die ambitionierten Architekturen: die sorgfältig gestalteten Räume, durchdachten Raumfolgen und ihr Einfluss auf das gemeinschaftliche Wohnen. Portraits von Individuen oder kleiner Gruppen heben eigens ins Bild, dass gemeinschaftliches Wohnen im Miteinander von Alt und Jung auf der zwanglosen Begegnung Einzelner und eben deshalb auch am Vorbeigang der Personen aneinander beruht

Soeben im Berliner jovis-Verlag erschienenen ist das gleichnamige Katalogbuch: Bettina Rudhof (Hg.) „Gemeinschaftlich wohnen - mit Fotografien von Anastasia Hermann, Darmstädter Stadtfotografin 2012“ veranstaltet von der Werkbundakademie Darmstadt mit Textbeiträgen von Hannelore Skroblies und Christoph Jetter, Xenia Diehl und Dr. Kirsten Mensch, Egbert Haug-Zapp, Stefanie Rook und Hans-Dieter Rook, Alexander Grünenwald DWB und einem Nachwort von Prof. Dieter Leistner.Bis 11. August 2013 ist die Ausstellung mit den Fotografien der prämierten Darmstädter Stadtfotografin 2012 im Designhaus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt zu sehen. Die genauen Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der Homepage von hessendesign.