#02 Kulturelle Mitte "Friedensplatz"

Kulturelle Mitte »Friedensplatz« – Bühne für Kultur und Wissenschaft

Zweites Georg-Moller-Gespräch zur Stadtentwicklung Darmstadt

Die postcorona, postkommerzielle Innenstadt findet zur Kultur. Identität wächst empor aus der Manifestation unterschiedlichster, kultureller Aktivitäten. Mitten in der Pandemie wurde 2020 der Friedensplatz wieder eröffnet: ein Freiraum, den wir stärker für Kultur nutzen wollen. Wir möchten gemeinsam, u.a. mit den benachbarten kulturellen Einrichtungen erörtern, welches Potenzial der Friedensplatz neben Ausstellungen, Demonstrationen und möglichem Verweilen im öffentlichen Raum ohne Konsumzwang noch freisetzen könnte.

Seit 2011 prägt und fordert der Begriff Kulturelle Mitte Darmstadt, der in einer Broschüre, über ein Faltblatt mit 15 Leitprojekten, Diskussionen in der Centralstation schließlich als Buch beim jovis Verlag 2018 mündete. Der Begriff soll Kultur als Stadtbaustein für die Stadtpolitik wie auch ein neues Selbstverständnis der Stadtgesellschaft und zu deren Aktivierung beitragen.

Der Arbeitskreis Kulturelle Mitte Darmstadt der Werkbundakademie Darmstadt mit der Themengruppe StadtGestalt der Lokalen Agenda 21 lud zum 2. Georg-Moller-Gespräch am 13.09.22 um 18:00 Uhr auf den Friedensplatz ein. Im Rahmen der Bewerbungsphase der Region Frankfurt RheinMain um den internationalen Titel World Design Capital 2026 tourt nach den Hessischen Sommerferien ein Werkstattwagen durch die Region. Vom 13. bis 15. September 2022 wird er mit einer interaktiven Ausstellung auf dem Friedensplatz in Darmstadt Station machen.

Friedhelm Kühn, Jochen Rahe und Wolfgang Lück gaben einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten der Kulturellen Mitte Darmstadt und dem Fokus auf ca. 15 Institutionen im / ums Schloss, sprich um den Friedensplatz.

Auf dem Podium diskutierten Thomas Bauer /Akademie für Tonkunst, Stefan Illert + Martin Dudde /stadtgalerie illART, Joachim Klie BDA /INTeF - Institut für Neue Technische Form, Peter Oliver Loew /Deutsches Polen-Institut und Anke Mensing /Hochschule Darmstadt + OPUS Architekten angeregt mit dem anwesenden Publikum von ca. 30 Personen (trotz Regenwetter)

Zusammenfassung der Diskussion

  • Es gab drei Schwerpunkte der Diskussion:
  • Eignung des sanierten Friedensplatzes als Bühne,
  • Chancen für Veranstaltungen,
  • Betreuung des Kulturortes im öffentlichen Raum durch wen?

Kurzprotokoll

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Eignung des sanierten Friedensplatzes als „Bühne“

Der neue Friedenplatz ist eine große offene Fläche, bietet wenig attraktive Stellen für Aufenthalt, im Sommer kein kühlender Schatten, in der kalten Jahreszeit kein Wetterschutz; trotzdem liegt gerade in der großen freien Fläche eine Chance, durch informelle Nutzungen und „Bespielen des Platzes“ nach und nach einen lebendigen urbanen Ort zu schaffen, auch im Sinne und als Teil der Kulturellen Mitte Darmstadt. Der Platz braucht mehr Charakter, mehr Charme, was sich im Laufe der Zeit noch entwickeln muss. Der Durchgangscharakter zwischen Markt und Carolinen Platz sollte überwunden werden. Der Platz ist jetzt nach der Sanierung wie er ist, aber er kann mit einfachen Mitteln attraktiver werden – z.B. frei bewegliche Stühle und Liegen, Abstellplätze für Fahrrad u.a., Sonnenschirme, Informationstafeln..

2

Chancen für Veranstaltungen

Der Kern der Aktivitäten sollte von den ca. 15 kulturellen Institutionen im Schloss und um das Schloss herum gebildet werden. Der ursprüngliche Ansatz war es u.a., diese kulturellen Institutionen für die Bürger und Besucher sichtbar zu machen. Es sollte sich aber auch eine Art Schaufenster für das kulturelle und wissenschaftliche Potential Darmstadts insgesamt bilden durch eine Folge, eine Taktung von ganz unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktivitäten und Ausstellungen etc.. Es muss vielfältig sein, aber auch richtig gut und eben auch aus der Bürgerschaft und aus der Szene kommen. Die Frage nach der Qualität der Aktivitäten ist wichtig, es geht aber nicht um die allmähliche Entwicklung zu hochkulturellen (und teuren) Veranstaltungen, sondern um Darmstadt selber, sozusagen eine Stadt mit sich selber im Gespräch. Dieser lokale Ansatz kann höchst attraktiv sein.

3

Betreuung des neuen Kulturortes im öffentlichen Raum durch wen?

Die Frage der Betreuung und Organisation musste zunächst offenbleiben. Es besteht die Erwartung, dass die Stadt Darmstadt sich mit ihren finanziellen und personellen Möglichkeiten engagiert, da es sich hier doch um eine städtische Aufgabe handelt, z.B. für das Stadt-Marketing. Bei Erfolg könnte in weiteren Schritten der neue Kulturort das ganze Gebiet von RheinMain und RheinNeckar einbeziehen und überregional ausstrahlen.

Es hat bereits entsprechende Aktivitäten im letzten Jahr wie Aufstellung der Skulptur „Erzengel Michael“ durch das INTeF, eine Ausstellung des Polen-Instituts oder des Vereins Darmstädter Tage der Fotografie gegeben, die sämtlich als freie Initiativen durch die jeweiligen Träger entstanden. Das legt die Vermutung nahe, dass es ein latentes, leicht zu aktivierendes Potential bereits gibt. Dennoch braucht es eine Federführung, organisatorische und finanzielle Hilfestellung und ein aktives Zugehen auf Personen und Institutionen, die für Aktivitäten in Frage kommen. Auch einen inhaltlichen Rahmen, einen Roten Faden in der Obhut eines dafür bestimmten „Kuratoriums“ zu formulieren wäre wünschenswert..

Zusammenfassung Kühn, Rahe im September 2022